Dr. phil. Pavla Schäfer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Arbeitsbereich Germanistische Sprachwissenschaft
Institut für Deutsche Philologie
Rubenowstraße 3
Büro Raum 3.17
17487 Greifswald
Leiterin der DFG-Projektes "Lehrbücher und Denkstile" (Kurztitel)
Sprecherin des Greifswalder Netzwerks Medical Humanities
pavla.schaeferuni-greifswaldde
Tel: +49 3834 420 3432
Habilitationsprojekt
Arbeitsbereich: Germanistische Sprachwissenschaft
„Schulmedizinische und homöopathische Lehrbücher als Ort der Verfestigung und Tradierung von Denkstilen. Eine linguistische Analyse von Sprachgebrauchsmustern als Indikatoren für Denkstile“
- gefördert durch die DFG, Projektbeginn 1.4.2022
- Hilfskräfte im Projekt: Mirjam Weiß und Helge Kupz
- zur Durchführung des Projektes freigestellt von der Stelle im Grundschullehramt
Seit der Gründung der Homöopathie durch Samuel Hahnemann im Jahre 1810 gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen der Schulmedizin und der Homöopathie. Auch heute – über 200 Jahre nach ihrer Gründung – wird die Homöopathie und ihre Rolle auf dem Gesundheitsmarkt heftig diskutiert. Im geplanten Projekt werden Schulmedizin und Homöopathie nach der Wissenschaftstheorie von Ludwik Fleck als zwei „Denkkollektive“ mit unterschiedlichen „Denkstilen“ konzeptualisiert. Dem Projekt liegt die zentrale Annahme zugrunde, dass sich Denkstile in Sprachstilen manifestieren. Sprachstile werden aufgefasst als spezifische Inventare von Sprachgebrauchsmustern. Folglich dienen Sprachgebrauchsmuster - definiert im weiteren Sinne - als Kontextualisierungshinweise und können als Indikator für Denkstile interpretiert werden. Im Projekt stehen aktuelle Lehrbücher aus beiden Denkkollektiven im Vordergrund. Lehrbücher haben die Funktion, in den jeweiligen Denkstil hineinzuführen und künftige ExpertInnen auszubilden. In Lehrbüchern wird das spezifische Wissen eines Denkkollektivs gefestigt und kanonisiert und durch Prüfungen wird es kontrolliert. Die Lehrbücher werden mithilfe einer integrativen Methode untersucht, die eine hermeneutische Textanalyse in der ersten Phase mit einer korpuslinguistischen Analyse in der zweiten Phase kombiniert. Die Analysekategorien sind auf verschiedenen Analyseebenen verortet. Untersucht werden u.a. die Terminologie, Metaphorik, syntaktische Konstruktionen, Textgliederung, Textlayout, Kollokationen oder n-Gramme. Das Ziel des Projektes besteht darin, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Sprachgebrauchsmustern zu identifizieren und diese auf der Grundlage der Denkstiltheorie Ludwik Flecks zu interpretieren. Auf diesem Weg kann das Projekt einen neuen Aspekt zu der aktuellen Diskussion ergänzen und eine Reflexionsbasis für einen produktiven Dialog schaffen.
Aktuelle Publikation zum Projekt (Open Access):
Schäfer, Pavla (2021): Schulmedizinische und Homöopathische Lehrbücher als Ort der Verfestigung und Tradierung von Denkstilen. In: Iakushevich, Marina/Ilg, Yvonne/Schnedermann, Theresa (Hrsg.): Linguistik und Medizin. Sprachwissenschaftliche Zugänge und interdisziplinäre Perspektiven. Berlin/Boston: de Gruyter. S. 419-437. Open access: https://doi.org/10.1515/9783110688696-024
Netzwerk Medical Humanities
seit 10.2020 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Philologie, Universität Greifswald, Aufgaben im Grundschullehramt |
10.2019-09.2020 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Germanistik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg |
04.2012-09.2019 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Philologie, Universität Greifswald; Aufgaben in Lehre und Forschung, organisatorische Unterstützung des Lehrstuhls, Gremienarbeit |
08.2007-01.2012 | Doppelpromotion in der Germanistischen Sprachwissenschaft an der Universität Greifswald und der Masaryk-Universität, Brno (Tschechien); finanziert durch Stipendien |
09.2001-07.2007 | Magisterstudium an der Masaryk-Universität, Brno (Tschechien), Germanistik und Geschichte |
06.2014-09.2020 | Redakteurin von „Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur“ |
seit 05.2014 | Vorsitzende des Greifswalder Zweigvereins der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) |
08.2010-09.2010 | Organisatorin eines deutsch-tschechischen Tandem-Sprachkurses und Deutschlektorin; Gleiches in den Jahren 2007, 2008 und 2009. 2007 Gründerin des Tandem-Kurses. |
12.2008-06.2009 | Dolmetscherin und Übersetzerin beim Projekt [Weiße Flecken] von step21, Hamburg |
11.2006-11.2009 | Lektorin für Tschechisch, Institut für Slawistik, Greifswald |
seit 10.2014 | Mentee im Greifswalder Mentoring-Programm für Postdoktorandinnen und Habilitandinnen |
05.2012 | Rektorenpreis der Masaryk-Universität in der Kategorie „Herausragende Dissertation“ |
10.2011-12.2011 | FAZIT-Stipendium, Universität Greifswald (Promotion) |
10.2010-09.2011 | Alfred-Toepfer-Stipendium, Universität Greifswald (Promotion) |
10.2008-07.2009 | DAAD-Stipendium für Nachwuchswissenschaftler, EMAU, Greifswald (Promotion) |
04.2008-09.2008 | Stipendium der Universität Greifswald (Promotion) |
Aktuelle Lehrveranstaltungen
1. Linguistische Vertrauensforschung
Die linguistische Erforschung des Zusammenhangs von Vertrauen und Sprache auf verschiedenen Ebenen (Texte, Diskurse, Gespräche) gehört seit Jahren zu meinen zentralen Forschungsinteressen. In exemplarischen Analysen habe ich die von mir entwickelte Operationalisierung angewendet, um verschiedene Facetten des Phänomens zu beleuchten. So habe ich die Rolle von Vertrauen für die Öffentlichkeitsarbeit einer deutsch-tschechischen Kulturstiftung, für die DDR-Staatssicherheit, die Rolle von Vertrauen in Verschwörungstheorien oder in der Arzt-Patienten-Kommunikation, den Zusammenhang von Vertrauen, Angemessenheit oder Empathie und die kulturelle Bedingtheit von Vertrauen exemplarisch untersucht. Die Vertrauensforschung bietet wesentliche Anknüpfungspunkte für interdisziplinäre Zusammenarbeit, die im Rahmen meiner Forschung und Lehre beachtet werden.
2. Medizinische Kommunikation
In diesem Forschungsfeld ist mein Habilitationsprojekt angesiedelt. Im Projekt werden Schulmedizin und Homöopathie nach der Wissenschaftstheorie von Ludwik Fleck als zwei „Denkkollektive“ mit unterschiedlichen „Denkstilen“ konzeptualisiert. Untersuchungsgegenstand sind Sprachgebrauchsmuster in Lehrbüchern zur Inneren Medizin und Homöopathie. Über mein Habilitationsprojekt hinaus interessiere ich mich allgemein für den Sprachgebrauch im medizinischen Bereich und für den öffentlichen Homöopathiediskurs.
Weitere Themen und Methoden in Forschung und Lehre:
3. (Korpus)Pragmatik
4. Stilistik
5. Semantik
6. Textlinguistik
7. Diskurslinguistik
8. Sprachkritik
9. Grammatik
10. Gesprächslinguistik
11. Korpuslinguistik
12. Varietätenlinguistik
13. Kulturlinguistik
- Mitglied der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL, gal-ev.de)
- Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Linguistische Pragmatik e.V. (ALP, www.alp-verein.de)
- Mitglied des Forschungsnetzwerks Sprache und Wissen (http://sprache-und-wissen.de/)
- Mitglied des Netzwerkes KULI – Kulturbezogene und kulturanalytische Linguistik (https://kulturlinguistik.org/)
- Assoziiertes Mitglied des DFG-Forschungsnetzwerks Linguistik und Medizin (http://www.linguistik-medizin.net/)
- Mitglied der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS, gfds.de)
Publikationen
Monographien
- 2016: Linguistische Vertrauensforschung. Eine Einführung. Berlin, Boston: de Gruyter. (= Germanistische Arbeitshefte 47).
- 2013: Das Potenzial der Vertrauensförderung. Sprachwissenschaftliche Explikation anhand von Texten der Brücke|Most-Stiftung. Berlin: Erich Schmidt. (Dissertation).
Wissenschaftliche Aufsätze, Handbuchbeiträge
- Schäfer, Pavla (2021): Schulmedizinische und Homöopathische Lehrbücher als Ort der Verfestigung und Tradierung von Denkstilen. In: Iakushevich, Marina/Ilg, Yvonne/Schnedermann, Theresa (Hrsg.): Linguistik und Medizin. Sprachwissenschaftliche Zugänge und interdisziplinäre Perspektiven. Berlin/Boston: de Gruyter. S. 419-437. Open access: https://doi.org/10.1515/9783110688696-024
- 2020: Empathie und Vertrauen in der Arzt-Patienten-Kommunikation. In: Jacob, Katharina/ Konerding, Klaus-Peter/Liebert, Wolf-Andreas (Hrsg.): Sprache und Empathie. Beiträge zur Grundlegung eines linguistischen Forschungsprogramms. S. 377-417. (= Sprache und Wissen 42).
- 2020: Linguistische Wege zu gutem Stil. In: Jörg Kilian/Thomas Niehr/Jürgen Schiewe: Handbuch Sprachkritik. Berlin: J.B. Metzler, S. 179-185.
- 2018b: Verschwörungstheorien – Ein Fall für die linguistische Vertrauensforschung? In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 14, 3. S. 221-238.
- 2018a: Formelhafter Sprachgebrauch in Fachdiskursen der Schulmedizin, Naturheilkunde und Homöopathie – Erste Überlegungen zu einem Forschungsvorhaben. In: Stumpf, Sören/Filatkina, Natalia (Hrsg.): Formelhafte Sprache im Text und Diskurs. Berlin, Boston: de Gruyter (= Formelhafte Sprache/Formulaic Language 2). S. 311-350.
- 2018, mit Irina Jesan: Wissenschaftssprachliche Grammatik. In: Gansel, Christina/Nefedov, Sergej (Hrsg.): Wissenschaftliches Schreiben. Ein Handbuch. Greifswald. S. 119-146.
- 2018, mit Christina Gansel, Sergej Nefedov und Jürgen Schiewe: Domäne Wissenschaft. In: Gansel, Christina/Nefedov, Sergej (Hrsg.): Wissenschaftliches Schreiben. Ein Handbuch. Greifswald. S. 11-54. (Zuständig für Ausführungen zu Themenfindung, Fragestellung und Hypothesenbildung, S. 22-29).
- 2017: (Inter)kulturelle Aspekte der Vertrauensbildung. In: Nefedov, Sergej/ Grigorieva, Ljubov/Bock, Bettina (Hrsg.): Deutsch als Bindeglied zwischen Inlands- und Auslandsgermanistik. Beiträge zu den 23. GeSuS-Linguistik-Tagen in Sankt Petersburg, 22.-24. Juni 2015. Hamburg. S. 133-142.
- 2016, mit Bettina M. Bock: Der Vertrauensbegriff als Kategorie der Geheimdienstarbeit. Eine exemplarische Analyse der Rolle von Vertrauen in der internen Kommunikation der DDR-Staatssicherheit. In: Dorota Kaczmarek (Hrsg.): Politik – Medien – Sprache. Deutsche und polnische Realien aus linguistischer Sicht. Łodz: WUŁ, S. 57-80.
- 2015, mit Birte Arendt: Bewertungen im Wissenschaftsdiskurs. Eine Analyse von Review-Kommentaren als Aushandlungspraxis normativer Erwartungen. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 45, Heft 177, S. 104-125.
- 2014: Durch Angemessenheit zur Vertrauenswürdigkeit. Angemessener Sprachgebrauch als Mittel zum Zweck. In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 3, S. 240-261.
- Matějková, Pavla (2012): Vertrauen durch Texte fördern. Linguistische Untersuchung von Mitteln der Vertrauensförderung. In: Iakushevich, Marina/Arning, Astrid (Hrsg.): Strategien persuasiver Kommunikation. Hamburg, S. 71-88.
Herausgeberschaften:
- 2015, mit Birte Arendt (Hrsg.): Angemessenheit. Themenheft. In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 2.
Eingereichte Publikationen:
- Wörterbuch zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Band 12 „Lexikologie/Phraseologie“; Lemmata: Inventar, Lexik, Lexikon, Allosem, Ausdruck, Autosemantikum, Denotat, Designans, Designat, etymologische Motiviertheit, expressive Bedeutung, Form, Gesamtbedeutung, Hauptbedeutung; lexical item, Lexikoneintrag, Wortschatzumfang, absolute meaning, Ausdrucksebene, Bedeutungsmerkmal, Bedeutungsstruktur, begriffliche Komponente, Binarität, Definiendum, Terminologisierung.