Beate Gierschner
Arbeitsbereich: Germanistische Sprachwissenschaft
Betreuerinnen: Prof. Dr. Christina Gansel (Uni Greifswald)
Prof. Dr. Tanja Jungmann (Uni Rostock)
Geplanter Abschluss: voraussichtlich Frühjahr 2019
Arbeitstitel: Einfluss des semantischen Primings auf die Leseleistungen von Kindern und Jugendlichen mit Lese-Rechtschreibstörung
Abstract:
Beim Priming beeinflusst ein kurzfristiger Kontext-Stimulus („Prime“) die Verarbeitung eines nachfolgenden Ziel-Stimulus („Target“) (Gulan, 2010). Übertragen auf die Verarbeitung geschriebener Sprache in der Grundschule erleichtert es Kindern beispielsweise den Leselernprozess, wenn sie eine Verbindung zwischen dem gelesenen Wort und ihren bisherigen Erfahrungen herstellen. Primes (z.B. Bilder), die dem Target vorangehen, beeinflussen die Erkennungszeit der semantischen Merkmalszuordnung (Gulan & Valerjey, 2010). Erste Ergebnisse einer Vorstudie im Erwachsenenalter (Prange, unveröff.) zeigen, dass die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit bei 2,24 Sekunden liegt. Die funktionale Merkmalszuordnung (Ø = 2,0 s) zu einer Kategorie verläuft dabei 30 Millisekunden schneller als die visuelle Merkmalserkennung (Ø = 2,3 s).
Im ersten Teil der vorliegenden Promotionsstudie werden zunächst die Lesegeschwindigkeiten und Primingeffekte an einer Stichprobe von n =47 sprachgesunden Kindern und Jugendlichen ermittelt. Darüber hinaus werden Unterschiede zwischen den Altersgruppen bei funktionalen und visuellen Merkmalszuordnungen einer Kategorie (Obst, Gemüse, Werkzeuge, Spielzeug, Tiere) erfasst und die Erkennungszeiten nach präsentierten Targetreizen überprüft. Es wird davon ausgegangen, dass ein schnellerer Leseprozess stattfindet, wenn enge, positive Beziehungen zwischen Target und Prime vorliegen. Erste Ergebnisse zur Identifikation geeigneter Primes und Targets werden vor dem Hintergrund des Logogenmodells (Patterson, 1998) diskutiert und interpretiert.
Im zweiten Teil der vorliegenden Promotionsstudie wird auf der Basis der Erkenntnisse aus Teil 1 eine Intervention zur Verbesserung der Lesegeschwindigkeit bei Kindern und Jugendlichen mit LRS entwickelt und deren Effektivität im Rahmen einer Einzelfallserie (n = 6) evaluiert.