Sandra Markiewicz

Arbeitsbereich: Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie
 
Betreuer: Prof. Dr. Eckhard Schumacher
 
Arbeitstitel
Talking Bodies, Talking Psyche. Narrative aus dem Erfahrungsspektrum von Gewalt und Trauma
 
Abstract

Das Dissertationsprojekt Talking Bodies, Talking Psyche. Narrative aus dem Erfahrungsspektrum von Gewalt und Trauma widmet sich der transdisziplinären Einbettung von Traumaforschung in die Literaturwissenschaft. Auf Basis einer close reading-Analyse dreier gegenwartsliterarischer Texte werden aktuelle Trauma-Narrative herausgearbeitet, um zu einer emanzipatorischen Diversifikation derselben beizutragen und den literaturwissenschaftlichen Diskurs um relevante Erkenntnisse aus der jüngsten psychologischen und kognitionswissenschaftlichen Forschung zu erweitern. Nicht zuletzt lassen sich aus ihnen interessante Einblicke in den Einsatz und die Wirkung rhetorischer Mittel sowie formalstilistischer Entscheidungen gewinnen. Viel entscheidender für die Zielsetzung der Arbeit ist jedoch das Zusammenspiel von Körper/Leib und Geist/Psyche, welches sich informativ und eindrücklich am Beispiel von Traumatisierungsvorgängen und -auswirkungen sowie deren Handhabung analysieren lässt.

Der Begriff des Embodiments, der Verkörperung, drückt die Erkenntnis aus, dass „der Geist bzw. die Psyche als das System, das Denken, Handeln und Fühlen integrieren kann, immer in einem Bezug zum Körper und zur Umwelt steht“. (Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt) Das individuelle körperlich-mentale Traumaerleben und das jeweils daran anschließende Verhalten wirken sich unmittelbar auf die Positionierung des Individuums in sozialen Beziehungen aus. Gleichzeitig gilt auch in Bezug auf Trauma, dass sozial(politische) Mechanismen des öffentlichen Diskurses und der gesellschaftlichen Normierung Einfluss auf das individuelle Erleben und Handeln nehmen. Aus unserer natürlichen Veranlagung zur Imitation von Verhalten und sozial (bspw. familiär oder medial) vorgelebten oder kulturell (innerhalb des Theaters, von Bildungseinrichtungen etc.) suggerierten Rollen speisen sich Identitäten, die wir beispielsweise über wahrgenommene (Körper-)Bilder in unser Wissen über Selbst und Umwelt integrieren – und verkörpern.

Das Projekt nimmt die traumatischen Folgen von Gewalterfahrungen und deren narrative (Re-)Konstruktion zum Ausgangspunkt. Ziel ist es hierbei u.a., das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie essenziell relevant eine Diversifikation von Trauma-Narrativen und den darin enthaltenen Rollenbildern in öffentlichen Diskursen, kulturellen Produkten wie der Literatur und damit auch in der literaturwissenschaftlichen Forschung ist. Durch die transdisziplinäre Zusammenführung von Wissenschaftsdiskursen in der vernetzenden Analyse der literarischen Texte soll zu ebendieser Diversifikation beigetragen werden.

Förderung: Bogislaw-Stipendium der Universität Greifswald (seit April 2020)