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Ankündigung: "Glitches – Verfahren der Ambiguitätsproduktion in der Gegenwartsliteratur"

Panel auf dem 27. Deutschen Germanistentag, 25. bis 28. September 2022

Organisiert von Prof. Dr. Eckhard Schumacher und Philipp Ohnesorge, M.A.
27. September 2022, 14-16 Uhr

Glitches stören als zufällige oder bewusst induzierte Fehler die Ordnungen von Welten, ohne sie vollends zu blockieren. Beispiele sind in Computerspielen, in Automatisierungsprozessen oder bei Decodierungs- und Übersetzungsvorgängen zwischen verschiedenen medialen Formaten zu finden. Der Begriff des Glitch eignet sich aus diesem Grund auf besondere Weise dazu, die Durchlässigkeiten und Überlagerungen anzuzeigen, die den (post-)digitalen Alltag bestimmen. Es gehört zu den zentralen medialen Konstellationen unserer Gegenwart, dass nach der Digitalisierung Unterscheidungen zwischen real life und virtual reality, analog und digital oder online und offline an Trennschärfe verloren haben. So prägen Glitches nicht nur die Ästhetik von Computerspielen und postdigitaler Kunst (vgl. Menkman 2011, Kane 2019, Russell 2020), sondern auch die Literatur der Gegenwart. In erzählerischen Texten wie Miami Punk (Juan S. Guse, 2019), Flexen in Miami (Joshua Groß, 2020) oder „Für bestimmte Welten kämpfen und gegen andere“ (Lisa Krusche, 2020) stören Glitches das Erzählen und suspendieren Vereindeutigungen. Sie rücken textuelle Verfahren und konkrete Materialitäten in den Blick und lassen auf diese Weise die Konstruktionsprinzipien der Texte thematisch werden. Als Figur der Störung produziert der Glitch Irritationen und poetisiert eine Ordnung gespenstischer Zeit- und Raumstrukturen, die sich überlagern und gegenseitig heimsuchen. Das lässt nicht zuletzt Anschlüsse an Überlegungen zum Konzept einer Hauntology zu, die Ambiguitäten als Gleichzeitigkeit verschiedener Virtualitäten verhandelt. Mit Blick auf diese und weitere Zusammenhänge, die die Literaturwissenschaft mit Ansätzen der Game Studies, der Gender Studies und der Medientheorie verbinden, fragt das Panel, inwiefern Glitches – oder eine „Poesie des Glitches“ (Clemens J. Setz) – als Störung von ‚eindeutiger‘ Textproduktion und als Verfahren der Erzeugung von Mehrdeutigkeit fungieren können.

Teilnehmer*innen und Beiträge:

  • Philipp Ohnesorge (Greifswald), Prof. Dr. Eckhard Schumacher (Greifswald):
    Einleitung
  • Viktor Fritzenkötter (München):
    „Ein Text glit(s)cht aus – Zustände des Amorphen, Uneindeutigen und wie sie sich erzählen“
  • Vertr.-Prof. Dr. Tanja Prokić (München):
    „‚Wir selbst sind zu viel Dissonanz‘ – Glitch und Ambiguitätsmanagement“
  • Dustin Matthes (Greifswald):
    „Games als Glitches. Computerspiele als Zugänge zu literarischer Ambiguität“
  • Felix Maschewski (Berlin):
    „Der Glitch als ‚Ereignis des Verschwindens‘ und erzählerisches Formprinzip in Philipp Schönthalers Roman Der Weg aller Wellen
  • PD Dr. Andrea Schütte (Bonn):
    „In_digOtalen_Erzählräumen. Wie Glitches Literatur in die Medienreflexion ver_Setz_en“
  • Dr. Elias Kreuzmair (Greifswald), Magdalena Pflock (Greifswald):
    Moderation

Das vorläufige Gesamtprogramm des 27. Deutschen Germanistentages an der Universität Paderborn ist hier zu finden.