Dr. Pavla Schäfer

Arbeitsbereich: Germanistische Sprachwissenschaft
 

„Schulmedizinische und homöopathische Lehrbücher als Ort der Verfestigung und Tradierung von Denkstilen. Eine linguistische Analyse von Sprachgebrauchsmustern als Indikatoren für Denkstile“

  • gefördert durch die DFG, Projektbeginn im Frühjahr 2022
  • Hilfskräfte im Projekt: Mirjam Weiß und Helge Kupz
  • zur Durchführung des Projektes freigestellt von der Stelle im Grundschullehramt 

Seit der Gründung der Homöopathie durch Samuel Hahnemann im Jahre 1810 gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen der Schulmedizin und der Homöopathie. Auch heute – über 200 Jahre nach ihrer Gründung – wird die Homöopathie und ihre Rolle auf dem Gesundheitsmarkt heftig diskutiert. Im geplanten Projekt werden Schulmedizin und Homöopathie nach der Wissen­schafts­theorie von Ludwik Fleck als zwei „Denkkollektive“ mit unterschiedlichen „Denkstilen“ konzeptua­li­siert. Dem Projekt liegt die zentrale Annahme zugrunde, dass sich Denkstile in Sprachstilen mani­fes­tieren. Sprachstile werden aufgefasst als spezifische Inventare von Sprachgebrauchsmustern. Folglich dienen Sprachgebrauchsmuster - definiert im weiteren Sinne - als Kontextualisierungshinweise und können als Indikator für Denkstile interpretiert werden. Im Projekt stehen aktuelle Lehrbücher aus beiden Denkkollektiven im Vordergrund. Lehrbücher haben die Funktion, in den jeweiligen Denkstil hineinzuführen und künftige ExpertInnen auszubilden. In Lehrbüchern wird das spezifische Wissen eines Denkkollektivs gefestigt und kanonisiert und durch Prüfungen wird es kontrolliert. Die Lehrbücher werden mithilfe einer integrativen Methode untersucht, die eine hermeneutische Text­ana­lyse in der ersten Phase mit einer korpuslinguistischen Analyse in der zweiten Phase kombiniert. Die Analysekategorien sind auf verschiedenen Analyseebenen verortet. Untersucht werden u.a. die Terminologie, Metaphorik, syntaktische Konstruktionen, Textgliederung, Textlayout, Kollokationen oder n-Gramme. Das Ziel des Projektes besteht darin, Unterschiede und Gemeinsam­keiten von Sprachgebrauchsmustern zu identifizieren und diese auf der Grundlage der Denkstiltheorie Ludwik Flecks zu interpretieren. Auf diesem Weg kann das Projekt einen neuen Aspekt zu der aktuellen Diskussion ergänzen und eine Reflexionsbasis für einen produktiven Dialog schaffen.