Promotionsprojekte

Johanna Biedowicz: „Spracheinstellungen und Unterrichtserfahrungen. Eine Untersuchung attitudinaler und motivationaler Aspekte von Schülerinnen und Schülern beim Erlernen der Regionalsprache Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern.“

Johanna Biedowicz: „Spracheinstellungen und Unterrichtserfahrungen.“

Eine Untersuchung attitudinaler und motivationaler Aspekte von Schülerinnen und Schülern beim Erlernen der Regionalsprache Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern.

Betreuung: PD Dr. Birte Arendt

Kurzabstract

Die Vermittlung von Niederdeutsch als institutionell ausgerichtete Fremdsprache ist im Bundesgebiet einmalig in Mecklenburg-Vorpommern zu finden.

Das anerkannte Profilfach Niederdeutsch wurde an vier Gymnasien im Land eingerichtet. Im Rahmen des Landesheimatprogramms, mit dem das Land die Verpflichtungen zur Errichtung der Profilschulen Niederdeutsch eingegangen ist, soll eine Evaluation des eingerichteten Abiturfaches und somit auch des Rahmenplans Niederdeutsch entstehen.

Doch welche Motivationen, Spracheinstellungen und –konzepte sowie Beweggründe haben Lernende, um diese Sprache bis zum Abitur zu erlernen? Lassen sich die Befragten in Typen kategorisieren? Wie wirkt sich der Unterricht auf die Lernenden aus?

Durch Fragebögen, Unterrichtsbeobachtungen und qualitative Gruppeninterviews werden schülerseitige Aspekte des Unterrichts in den Fokus genommen. Dabei geht nicht nur darum, die Frage nach „gutem Unterricht“ zu stellen, sondern auch darum, welche Strategien sich die Lernenden zu Nutzen machen, um Niederdeutsch zu (er-)lernen. Das Zentrum der Untersuchung bildet dabei eine kontrastive Untersuchung an den Profilschulen Niederdeutsch und den Regelschulen mit Niederdeutschunterricht.

Matthias Hoffmann: "Sprachideologien und didaktische Konzepte zur institutionellen Vermittlung von Lehrerinnen und Lehrern der Regionalsprache Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern."

Mathias Hoffmann: Sprachideologien und didaktische Konzepte zur institutionellen Vermittlung von Lehrerinnen und Lehrern der Regionalsprache Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern.

Eine Untersuchung von lehrseitigen Einstellungen und interaktiven Unterrichtserfahrungen.

Foto von Sebastian Maiwind

Betreuung: PD Dr. Birte Arendt

Kurzabstract

Das gegenseitig anerkannten Abiturprüfungsfach Niederdeutsch wird an den Profilschulen in Mecklenburg-Vorpommern von Lehrkräften auf der Grundlage des Rahmenplans Niederdeutsch intuitiv und adaptiv, jedoch ohne übergreifende Bildungsstandards und ohne gesichertes didaktisches Konzept unterrichtet. Aufgrund der engen Sprachverwandtschaft zu westgermanischen Sprachen basiert die Rezeption auf Rekonstruktion, Adaption und Generalisierungsprozessen, jedoch können damit nicht die differierende Lautgestalt, Orthographie und Grammatik kompensiert werden.

Für eine bedarfsgerechte Vermittlung des Niederdeutschen im Sinne des Fremdsprachenunterrichts sollen Aspekte einer programmatischen, kompetenz- und handlungsorientierten, allgemeinen Fremdsprachendidaktik als Ziel dieser Arbeit durch eine Methodenkombination aus Hospitationen, Fragebogenerhebungen und narrativen Interviews von Lehrkräften untersucht werden.

In Bezug auf die spezifische Eignung der Spracherwerbsprozesse und die Ausbildung von Sprachmustern ergeben sich zwei relevante Fragen:

Welche Konzepte zum Fremd-Sprach(en)erwerb können sinnvoll für den Niederdeutschunterricht an weiterführenden Schulen übernommen werden?

Welche Sprachmuster werden durch induktive Vorgehensweisen ausgebildet, die auch für weitere Fremdsprachen unterstützend genutzt werden können?

Insbesondere soll geprüft werden, inwiefern Lehrkräfte Vermittlungsaspekte des Niederdeutschen auf kollektive Identifikationsmuster als Wahrung des immateriellen Kulturerbes stützen und die Funktionen als Nah- und Brückensprache nutzen.

Unter Berücksichtigung dieser Annahmen wird erwartet, dass Lehrkräfte die Aspekte der Nähe zur Hochsprache, der regionalen Abgrenzung  sowie der Ähnlichkeiten zu den ingwäonischen Sprachen für die Konzepte der Sprachvermittlung adaptieren, um Merkmale einer Fremdsprache hervorzuheben.

Ulrike Stern: "Reuters ,Kein Hüsung’: von der Handschrift zur digitalen Edition" (ab WiSe 2022/23, Arbeitstitel)

Ulrike Stern: "Reuters ,Kein Hüsung’: von der Handschrift zur digitalen Edition" (Arbeitstitel) (ab WiSe 2022)

Betreuung: Prof. Dr. Doreen Brandt, Universität Oldenburg

Kurzabstract

Der Schriftsteller Fritz Reuter gilt als umfassend erforscht. Die Forschungsliteratur zu einem seiner wichtigsten Werke, derVerserzählung „Kein Hüsung“ aus dem Jahr 1857, ist allerdings überschaubar. Dabei hat dieses Werk sowohl im Gesamtschaffen Reuters also auch in der hoch- und niederdeutschen Literatur des 19. Jahrhunderts eine Sonderstellung inne. Aber auch im 20. und 21. Jahrhundert bleibt das Drama um Jehann und Marik relevant, wie sich in u.a. in einer Übersetzung in englische Sprache von Richard Trost, einer DEFA-Verfilmung 1954 mit einem Drehbuch von Ehm Welk, mehreren Hörspiel- und Theaterfassungen und nicht zuletzt in der Aufnahme des Werkes in den Rahmenplan Niederdeutsch Mecklenburg-Vorpommern für die Sekundarstufe I und die gymnasiale Oberstufe zeigt.

Bisher erschienene Schriften zu „Kein Hüsung“ nähern sich dem Werk vorrangig unter regional- oder kirchengeschichtlichen Gesichtspunkten oder im Hinblick auf Rezeption und Wirkung. Eine literaturwissenschaftliche Einordnung und umfassende Werkanalyse von „Kein Hüsung“ ist bisher ausgeblieben. Dieses Desiderat gilt es in der geplanten Dissertation zu füllen. Dabei kann auf die Kopie eines „Kein Hüsung“-Manuskriptes zurückgegriffen werden, das sich bis 2017 im Besitz der Fritz-Reuter-Altenheim-Gesellschaft in North Bergen, New Jersey (USA) befand. Der Verbleib des Originals ist derzeit unklar, nachdem das Fritz-Reuter-Altenheim 2017 an einen privaten Betreiber verkauft wurde.

Das Manuskript wurde bisher nur in drei Aufsätzen des amerikanischen Germanisten Heinz C. Christiansen beschrieben, die er im Umfeld von Reuters 100. Todestag 1974 und im Folgejahr veröffentlichte. Mit der geplanten Dissertation wird erstmalig eine umfassende Untersuchung der Handschrift vorgelegt werden. Dazu soll nach einer Transkription der Handschrift ein Vergleich mit der gedruckten Erstausgabe, erschienen 1857 bei Theodor Kunicke in Koch’s Verlagsbuchhandlung in Greifswald, und der zweiten, überarbeiteten Ausgabe (Hinstorff 1863) vorgenommen werden.

Die Kopie des Manuskriptes lässt Arbeitsschritte wie Streichungen und Umstellungen erkennen, darüber hinaus ist eine Progression bei der Benennung der unterschiedlichen Kapitel erkennbar. Von dem letzten Kapitel des Werkes sind unterschiedliche Versionen vorhanden, die sich zum Teil überschneiden. Diese Auffälligkeiten lassen vermuten, dass sich anhand des vorliegenden Manuskriptes Aussagen über den Entstehungsprozess von „Kein Hüsung“ treffen lassen. Ebenso wenig wie über diesen Prozess ist über den Entstehungszeitraum bekannt. Die Forschung geht bisher davon aus, dass Reuter, nachdem er über mehrere Jahre in unterschiedlichen Formen mit der Thematik in Berührung gekommen war, am 12. Oktober 1856 mit dem Versepos begonnen habe. Diese Annahme stützt sich auf einen Vermerk in der genannten Handschrift. Ob sie haltbar ist oder eine umfassende Untersuchung des Manuskriptes andere Erkenntnisse liefern kann, ist eine der Forschungsfragen der geplanten Dissertation. Daran anschließend ist zu klären, welchen Stand im Arbeitsprozess das Manuskript spiegelt. Es ist zu erwarten, dass sich im Zuge des Vergleichs weitere Fragestellungen ergeben, die zu einer Analyse des Werkes im Hinblick auf sprachliche Mittel, Figurenkonstellation und -ausgestaltung u. Ä. führen werden. Durch die Überarbeitungen, die Reuter für die 2. Auflage vornahm, werden auch Fragen der Orthografie in den Blickpunkt rücken, die Anknüpfungspunkte an aktuelle Diskussionen im Bereich der niederdeutschen Forschung bieten.