Publikationsprojekte

Handbuch Interpretieren (J. B. Metzler Verlag, in Bearbeitung)

Hrsg. von Anette Sosna und Eva-Maria Konrad

Interpretieren ist eine grundlegende kulturelle und wissenschaftliche Praxis, mit der sich unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen seit Jahrhunderten befassen. Menschliche Kommunikation in ihren verschiedenen Ausprägungen ist ohne Bedeutungszuweisungen nicht möglich, solange Menschen mithilfe zeichenhafter Systeme kommunizieren. Gegenstände, Voraussetzungen, Eigenschaften und Ergebnisse von Interpretationsprozessen bilden daher zentrale Forschungsfelder nicht nur der Literaturwissenschaften, sondern z. B. auch der Linguistik, Philosophie oder Psychologie. Damit einher geht eine inzwischen fast unüberschaubare Vielfalt der theoretischen und methodischen Diskussionen, die bislang jedoch kaum etwas an den Fassbarkeitsproblemen des Konzepts ‚Interpretieren‘ geändert haben.

Lehrende und Lernende unterschiedlicher Fachdisziplinen stehen vor der Herausforderung, Wissen und Kompetenzen zu Interpretationsprozessen zu vermitteln bzw. zu erwerben und auf unterschiedliche mediale Formate anzuwenden. Angesichts der umfangreichen, komplexen und heterogenen Theorie- und Praxislage bedarf es daher eines einschlägigen, orientierenden Handbuchs, das unterschiedliche Dimensionen des Interpretierens systematisiert, disziplinär auffächert, Hintergründe erläutert und bestehende, auch für die Praxis relevante Konzepte vorstellt.

Das „Handbuch Interpretieren“ verfolgt als übergeordnete Ziele die Bereitstellung von Grundlagenwissen zum Thema ‚Interpretieren‘, die Systematisierung von theoretischem und methodischem Wissen zum Thema ‚Interpretieren‘ und die Verdeutlichung der Spezifik des Interpretierens als kulturelle Praxis.

Konzeptioniert ist das Handbuch in Kooperation von Fachdidaktik und Fachwissenschaft, um fachwissenschaftlich-theoretische Grundlagen ebenso zu berücksichtigen wie fach- und kontextspezifische Anwendungsdimensionen.

Der Band richtet sich an Studierende, Lehrkräfte, Aus- und Fortbildner*innen sowie Dozent*innen der Germanistik/des Fachs Deutsch sowie weiterer Philologien und Disziplinen, in denen Interpretationsprozesse relevant sind.


Sammelband: Problemlösen als Bildungsanlass – Transformatorische Bildungsprozesse in den Unterrichtsfächern reflektieren (Beltz Juventa Verlag, in Bearbeitung)

Hrsg. von Anette Sosna und Christian Becker

Im schulischen Unterricht dienen offene Fragen, Probleme oder Aufgaben als Lern- und Bildungsanlässe. Die Beantwortung der Fragen bzw. Lösung der Aufgaben stellt kognitive, metakognitive und u.a. auch affektive Herausforderungen an die Lernenden. Die Art und der Grad dieser Herausforderungen sind objektiv und subjektiv sehr variabel. Doch nicht jede offene Frage oder subjektiv schwierige Aufgabe ist ein Problem im engeren Sinne. Ein Problem liegt erst dort vor, wo zur Bewältigung der Aufgabe keine abrufbaren Lösungsroutinen vorhanden sind. Ein Problem zu lösen bedeutet, Hindernisse auszuräumen oder Barrieren zu überwinden, die einem routinierten Handlungsablauf im Wege stehen. ‚Problemlösendes Denken‘ ist eine Kategorie kognitiver Aktivitäten neben schlussfolgerndem, induktivem oder urteilendem Denken. Erfolgreiches Problemlösen erfordert oftmals kreative kognitive Leistungen.

Das Bearbeiten von Problemen im engeren Sinn – insbesondere komplexer Probleme, bei denen die Existenz einfacher bzw. eindeutiger Lösungen nicht vorausgesetzt werden kann – integriert eine Reihe verschiedener Aktivitäten, die von der Identifikation des Problems über die Suche und Auswahl geeigneter Lösungswege sowie die Planung und Kontrolle von Lösungsstrategien bis zum Entwerfen neuer Lösungsideen reicht. Problemlösen bezeichnet insofern nicht eine in sich abgeschlossene, abrufbare Aktivität, sondern bedarf zu seiner Realisierung eines ganzen Spektrums kognitiver Aktivierungen. 

Bildungstheorien, die schulische Lerninhalte als Bildungsanlässe konzeptualisieren, müssen insbesondere klären, wovon Bildungsprozesse ihren Ausgang nehmen und wie sie anhand der Lerngegenstände konkret verlaufen (können). Entgegen einem klassischen Bildungsverständnis als harmonische Erweiterung zu einem Ganzen bzw. als Ergänzung und Sättigung durch Erfahrung markieren transformatorische Bildungsverständnisse den Wert des Nicht-Integrierbaren oder der Irritation als Bildungsanlass. Hans-Christoph Kollers Akzentuierung der Theorie der transformatorischen Bildungsprozesse nimmt spezifische Krisenerfahrungen (Negativität, Fremdheit, Widerstreit) sowie Theorien der Transformation als Konstruktion des Neuen (Wissen, Interaktionsstrukturen, Lesarten) in den Blick.

In dem geplanten Band werden die bekannten Artikulationen transformatorischer Bildungsprozesse um solche des Problemlösens als Bildungsanlass erweitert und für das Fächerspektrum der Allgemeinbildenden Schulen ausgelotet. Dabei sollen Prozesse des Problemlösens, kognitive Aktivierung und transformatorische Bildungsprozesse konsequent zusammengedacht und exemplarisch anhand von Beispielen in ihrer jeweiligen Fachspezifik modelliert werden.