Chronik

1906
Wolfgang Köppen (später: Koeppen) wird am 23. Juni in Greifswald als uneheliches Kind von Marie Köppen (1877-1925), Weißnäherin und spätere Souffleuse am Greifswalder Stadttheater, geboren. Zu seinem Vater, dem Augenarzt Dr. Reinhold Halben hat er zeitlebens keinen Kontakt.

 

1908-1914
Umzug zunächst nach Thorn/Westpreußen (heute: Toruń, Polen) zur Stiefschwester der Mutter, die dem Baurat Theodor Wille den Haushalt führt; 1912 dann, gemeinsam mit Theodor Wille und Olga Köppen, nach Ortelsburg in Masuren/Ostpreußen (heute: Szczytno, Polen).

 

1914/1915
Im August 1914 Flucht vor der russischen Armee nach Greifswald, im April 1915 Rückkehr nach Ortelsburg, wo Koeppen das Reform-Realprogymnasium besucht.

 

1919-1922
Im Frühjahr 1919 kehren Mutter und Sohn nach Greifswald zurück. Bis zum Ende der Schulpflichtzeit im Sommer 1920 besucht Koeppen die Knaben-Mittelschule, danach arbeitet er als Laufbursche einer Buchhandlung.

 

1922/1923
Koeppen fährt als Küchenjunge zur See (Schweden, Finnland) und arbeitet in verschiedenen Gelegenheitsjobs. Am Fürstlichen Schauspielhaus in Putbus auf Rügen erhält er eine kleine Schauspielrolle.

 

1924
Nach einer kurzzeitigen Anstellung am Stadttheater Greifswald erhält Koeppen ein Engagement als Regisseur am Stadttheater in Wismar. Weil er Schauspielerrollen wahrnehmen soll, kündigt er wieder. Koeppen übersiedelt nach Berlin.

 

1925
Marie Köppen stirbt an einem Hirntumor.

 

1926/27
Koeppen arbeitet als Dramaturgie- und Regieassistent am Würzburger Stadttheater. Anschließend kehrt er nach Berlin zurück.

 

1928-1932
Publikation von Artikeln in „Die Rote Fahne“ und im „Berliner Börsen-Courier“, dessen Redaktionsmitglied Koeppen ab Herbst 1932 ist. Kontakte zum „Dramaturgischen Kollektiv“ von Erwin Piscator sowie u.a. zu Ernst Toller, Egon Erwin Kisch, Walter und Mehring. Unerwiderte Liebe zu der Schauspielerin Sybille Schloß.

 

1933
Reisen nach München, wo Koeppen ein Lied für das Kabarett „Die Pfeffermühle“ schreibt, und nach Paris. Koeppen wird Mitglied im „Reichsverband deutscher Schriftsteller“ (Reichsschrifttumskammer). Zum Jahresende Auflösung des „Berliner Börsen-Couriers“ durch die Nationalsozialisten.

 

1934
Mit einem Vorschuss von dem Verleger Bruno Cassirer reist Koeppen im Frühjahr nach Italien (Sizilien, Venedig, Rapallo), zurück in Berlin arbeitet er an dem Roman „Eine unglückliche Liebe“, der im November bei Cassirer erscheint. Ende des Jahres Übersiedelung nach Den Haag.

 

1935
Koeppens zweiter Roman „Die Mauer schwankt“ erscheint bei Cassirer. Ein Angebot, als Redakteur für die Berliner „Zeitung am Mittag“ zu arbeiten, lehnt Koeppen ab.

 

1938-1943
Nach der Rückkehr nach Berlin arbeitet Koeppen als Drehbuchautor (u.a. für die UFA) und Journalist. Der Universitäts-Verlag vertreibt unter dem Titel „Die Pflicht“ die Restauflage von „Die Mauer schwankt“. Eine Einberufung Koeppens wird auf Bitten des Verlags wegen Abschlussarbeiten an einem Roman zurückgestellt.

 

1944
Koeppen übersiedelt aufgrund von Drehbuchverträgen für die Bavaria-Filmkunst GmbH nach München bzw. nach Feldafing. Er lernt Marion Ulrich, seine spätere Ehefrau, kennen.

 

1945-1948
Im Frühjahr 1945 wird Koeppen zum „Volkssturm“ eingezogen. Nach Kriegsende arbeitet er als Lektor für den Verlag Herbert Kluger; der Handel mit Antiquitäten erhöht die Einkünfte des in München lebenden Paars. Am 24. November 1948 heiraten sie.

1948 erscheint bei Kluger der von Koeppen überarbeitete Erlebnisbericht von Jakob Littner: „Aufzeichnungen aus einem Erdloch“.

 

1951
Der Roman „Tauben im Gras“ erscheint bei Scherz & Goverts in Stuttgart.

 

1953
Im Frühjahr Aufenthalt in Bonn, Arbeit am dem Roman „Das Treibhaus“, der im November bei Scherz & Goverts erscheint.

 

1954
Der Roman „Der Tod in Rom“ erscheint bei Scherz & Goverts.

 

1955-1960
Im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks reist Koeppen nach Spanien (1955), nach Rom (1956), in die Sowjetunion, nach Warschau, Den Haag und London (1957), in die USA (1958) und nach Frankreich (1959 und 1960).

1958 erscheint bei Goverts in Stuttgart „Nach Rußland und anderswohin. Empfindsame Reisen“, 1959 „Amerikafahrt“.

 

1961
Reise nach Griechenland. Bei Goverts erscheint „Reisen nach Frankreich“. Koeppen wird mit Abschluss eines Vertrages für seine zukünftigen Bücher Autor des Suhrkamp Verlags

 

1962

Koeppen erhält den Georg-Büchner-Preises der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung.

 

1965
Koeppen erhält den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

 

1967
Koeppen erhält den Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf.

 

1971
Koeppen erhält den Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde.

 

1972
Sämtliche Rechte an den bereits veröffentlichten Texten Koeppens gehen auf den Suhrkamp Verlag über. Dort erscheint „Romanisches Café. Erzählende Prosa“, eine Zusammenstellung bereits veröffentlichter Erzähltexte.

 

1974/1975
Koeppen wird erster Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.

 

1975

In der Suhrkamp-Verlagsvorschau wird „In Staub mit allen Feinden Brandenburgs“ angekündigt; der Roman erscheint nicht.

 

1976
In der Bibliothek Suhrkamp erscheint „Jugend“, Koeppens erste eigenständige Buchpublikation seit seinem Eintritt in den Suhrkamp Verlag.

 

1980
Der Westdeutsche Rundfunk sendet das unter Mitarbeit Koeppens produzierte Filmporträt „Ich bin gern in Venedig warum“ von Ferry Radax.

 

1981
Der von Marcel Reich-Ranicki herausgegebene Band „Die elenden Skribenten. Rezensionen, Schriftstellerportraits und Essays“ erscheint.

 

1982/1983
Im Wintersemester hält Koeppen die Poetikvorlesung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/M.

1982 erhält er den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München, 1983 den Arno-Schmidt-Preis.

 

1984
Am 15. April stirbt Marion Koeppen.

 

1986
Zu Koeppens 80. Geburtstag erscheinen die von Marcel Reich-Ranicki in Zusammenarbeit mit Dagmar von Briel und Hans-Ulrich Treichel herausgegebenen „Gesammelten Werke in sechs Bänden“ bei Suhrkamp.

 

1987
„Angst. Erzählende Prosa“ und „Morgenrot. Anfänge eines Romans“ erscheinen als Suhrkamp Taschenbuch bzw. in der edition suhrkamp.

 

1990
Koeppen erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald.

 

1992
Als erste Publikation des neu gegründeten Jüdischen Verlags erscheint „Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch“ mit der Angabe Wolfgang Koeppens als Bearbeiter, auch ein neues Vorwort stammt von ihm.

Koeppen erhält das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

 

1994
„Ich bin gern in Venedig warum“ erscheint bei Suhrkamp.

Koeppen erhält die Ehrenbürgerschaft der Stadt Greifswald zugesprochen.

 

1996
Am 15. März stirbt Wolfgang Koeppen in einem Münchener Pflegeheim. Er wird auf dem Nordfriedhof beigesetzt.

 

1997
Die Universität Greifswald erwirbt Koeppens Nachlass und baut das Wolfgang-Koeppen-Archiv auf.

 

2005

„Auf dem Phantasieroß. Prosa aus dem Nachlaß“, herausgegeben von Alfred Estermann, erscheint.

 

2006

Beginn einer auf 16 Bände angelegten Ausgabe sämtlicher Werke Wolfgang Koeppens.

 

 

Chronik in: Text+Kritik Heft 34 – Wolfgang Koeppen (Zweite Auflage: Neufassung, hg. von Eckhard Schumacher und Katharina Krüger, Dezember 2014), S. 105-109.